Interview mit Gero Hesse
Der Geschäftsführer von Embrace im Gespräch mit duales-studium.de
Herr Hesse, Sie sind der Initiator von careerloft, dem neuen Recruiting-Portal aus dem Hause Medienfabrik. Was verbirgt sich dahinter und wie kam es zu der Gründung?
GH: Mit careerloft ist in diesem Frühjahr ein Karrierenetzwerk und Förderprogramm gestartet, das Studenten, Absolventen und Unternehmen einen Dialog auf Augenhöhe bietet. Die Idee ist vor knapp zwei Jahren aus vielen Diskussionen rund um den demografischen Wandel und den dadurch deutlich werdenden Fachkräftemangel heraus entstanden. Wir haben dabei vor allem die Bedürfnisse der Generation Y aufgegriffen und wollen so dem Paradigmenwechsel bei der Jobsuche begegnen. Denn der Bewerbungsprozess hat sich gewandelt: Nicht nur die Absolventen bewerben sich bei den Unternehmen, sondern auch die Unternehmen bei qualifizierten Kandidaten. Über careerloft können sie proaktiv auf talentierte Studenten zugehen. Zudem bietet das Berliner Loft einen realen Ort des Austausches, in dem regelmäßig zwei Studentinnen und Studenten aus dem Förderprogramm ein drei- bis sechsmonatiges Praktikum absolvieren.
Was macht den Reiz eines Praktikums im careerloft aus und was erwartet die Praktikanten dort?
GH: Mit dem Berliner Loft wurde praktisch eine Schnittstelle im realen Leben zu dem Online-Netzwerk geschaffen. Hier entwickeln die Loftbewohner das Karrierenetzwerk direkt mit, indem sie persönliche Kontakte zu Unternehmen knüpfen und hautnah an verschiedenen Projekten mitarbeiten. Sie entwickeln und kommunizieren aus ihrer Sicht mit unseren Mitgliedern. Das wiederum ist den Partnerunternehmen und uns als Betreiber von careerloft enorm wichtig, denn so wissen wir, welche Themen wirklich aktuell sind und was die Studenten von heute im beruflichen Kontext bewegt.
Wie würden Sie den Status Quo der Berufsorientierung heute beschreiben? Wo liegen die Trends, welche Konzepte haben eine Zukunft?
GH: Das einseitige Sender und Empfänger-Prinzip ist bei der Jobsuche ein auslaufendes Modell. Dafür sind im Grunde genommen gesamtgesellschaftliche Trends verantwortlich: Der immer akuter werdende Fachkräftemangel sorgt dafür, dass Unternehmen mehr und mehr daran interessiert sind, qualifizierte Nachwuchskräfte aktiv für sich zu gewinnen. Das können sie viel effektiver, wenn sie sich wie bei careerloft zusammenschließen und gemeinsam Personalmarketing betreiben. Die fortschreitende Globalisierung, die gut qualifizierten Fachkräften vielseitige Karrieremöglichkeiten im Ausland bietet, ist ein weiterer Faktor für den Wandel in der Berufsorientierung. Das andere Werteverständnis der Generation Y, die ihre Erwartungen an Arbeitgeber im Gegensatz zu vorherigen Generationen sehr klar artikuliert, ist ein Trend, dem mehr und mehr Relevanz bei der Mitarbeitersuche zukommt.
Seit Jahren besteht die Diskussion, ob Schüler sich in ihren Social Network-Profilen möglichst seriös und „arbeitgeberfreundlich“ präsentieren, oder einfach sie selbst und authentisch sein sollen. Was würden Sie empfehlen?
GH: Natürlich sollte man stets vorsichtig mit seinen persönlichen Daten umgehen und darauf achten, was und welche Informationen für wen zugänglich sind. Das gilt nicht nur für Schüler, sondern für jeden, der in sozialen Netzwerken unterwegs ist. Authentizität ist enorm wichtig, und das kommt durch Ehrlichkeit. Was nützt es, wenn man seine Person in einer Weise präsentiert, die man in Wirklichkeit nicht ist? Spätestens im Vorstellungsgespräch fliegt man auf. Der richtige Ansatz ist, man selbst zu bleiben und in sozialen Netzwerken die Möglichkeiten zu nutzen, privates und berufliches zu trennen.
Ganz aktuell ist aufgrund einer Studie das Thema „Anonyme Bewerbung“. Wie stehen Sie als Personaler zu der anonymen Bewerbung?
GH: Es ist längst nicht mehr ungewöhnlich, dass Bewerber ihre Unterlagen inkognito einreichen. Es sollte den Interessenten selbst überlassen werden, mit welcher Form ihres Lebenslaufs sie sich bewerben möchten. Tatsächlich ist es so, dass sich in Deutschland immer stärker internationale Lebenslauf-Varianten durchsetzen, die beispielsweise auf eine Angabe des Alters - und manchmal sogar, auf Name und Geschlecht - verzichten. Was zählen sollte, ist immer die Qualifikation! Dementsprechend hat eine Bewerbung mit Angaben wie Alter und Geschlecht die gleichen Chancen wie eine anonymisierte Bewerbung.
Haben Sie Karriere-Tipps für unsere Leser? Welche Attribute sind wichtig auf dem Weg zu einer erfolgreichen Karriere?
GH: Engagement und Ehrgeiz sind schon einmal zwei sehr förderliche Eigenschaften. Der Weg zu einer erfolgreichen Karriere verläuft über verschiedene Stationen mit vielen Erfahrungen. Auch wenn es mal steinig und uneben wird, sollte man sich nicht entmutigen lassen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, ein Ziel zu haben. Wer dieses nicht aus den Augen verliert, dem steht einer erfolgreichen Karriere nichts im Wege.
Wir, die duales-studium GmbH, wollen einen Überblick über die dualen Studiengänge in Deutschland geben. Was halten Sie vom dualen Studium? Wie glauben Sie, ist die Zukunftsperspektive dieser Ausbildungsform?
GH: Das duale Studium ist ein zukunftsfähiges Modell, denn wie kaum eine andere Studienform vereint es Theorie mit Praxis und bietet so neben der fachlichen Qualifikation bereits die Erfahrung des beruflichen Alltags, die viele andere Studenten erst noch sammeln müssen. So fallen dann auch die spätere Orientierung und Spezifikation auf einen bestimmten Bereich leichter. Diesen Ansatz wollen wir auch mit careerloft aufgreifen und Talenten durch den intensiven Austausch mit unseren Partnerunternehmen neben dem oft sehr theoretischen Studium einen Bezug zur Praxis bieten.
Tags: Employer Branding, Recruiting, Hesse, saatkorn, Blog, Personalmarketing, careerloft, interview
Autor: Dennis Prumbaum
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