Mehr Lehrstellen bleiben unbesetzt

Bundesbildungsbericht veröffentlicht

Im Jahr 2014 wurden insgesamt 518.400 Ausbildungsverträge zwischen Unternehmen und jungen Schulabsolventen abgeschlossen. Die 37.101 unbesetzten Lehrstellen in Deutschland bedeuten ein Plus von 10 Prozent im Gegensatz zum Vorjahr und einen neuen Höchststand. Gleichzeitig fanden 20.900 Bewerber bis zum September des Jahres 2014 keinen Ausbildungsplatz. 60.300 junge Erwachsene suchten im gleichen Zeitraum eine Berufsausbildung, während sie parallel eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, ein Praktikum oder eine Einstiegsqualifizierung absolvierten.  

 

Im dualen Berufsbildungssystem wurden im vergangenen Jahr 518.400 Ausbildungsverträge abgeschlossenen. Das sind 1,4 Prozent weniger als noch im Jahr 2013. Diese Zahlen wurden im jüngsten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung präsentiert. Die 37.101 unbesetzten Stellen bedeuten, dass mehr als jeder zwanzigste Ausbildungsplatz (6,7 Prozent) nicht genutzt werden konnte. Die Betriebe bemängeln, dass zu viele Schülerinnen und Schüler nach ihrer Schullaufbahn ein Studium anstreben.
 
Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Bewerber und Unternehmen näher zusammenzubringen und die Attraktivität der dualen Berufsausbildung zu stärken. Viele Studien, wie Sie der Fachverlag und Personaldienstleister Haufe zusammengetragen hat, zeigen aber, dass nicht das Desinteresse der Schulabsolventen das Problem ist. Viel mehr stellen die Ausbildungsbetriebe hohe Ansprüche und selektieren die Bewerber so, dass ein Mangel zu Stande kommt.
 
So zeigt eine DGFP-Studie beispielsweise, dass sich viele Personaler beschweren, es sei schwierig, gute Bewerber zu finden. Gleichzeitig sind sie aber nicht bereit, ihre Suche auf alternative Zielgruppen wie leistungsschwache Schüler oder Ausbildungs- und Studienabbrecher auszuweiten. Eine DGB-Studie bestätigt, dass 62 Prozent aller angebotenen Ausbildungsplätze in der IHK-Lehrstellenbörse Hauptschüler von vornherein als Bewerber ausschließt.
 
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung ist es außerdem auch für Schulabsolventen mit ausländischen Wurzeln schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden. Insgesamt 58,9 Prozent aller aktiven Ausbildungsbetriebe geben an, noch nie einen Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Auszubildenden eingestellt zu haben. Besonders in Anbetracht dessen, dass etwa ein Viertel aller deutschen Jugendlichen ausländische Vorfahren haben, ist diese Zahl beunruhigend hoch. Neben den fragwürdigen Hintergründen, die zu diesem Ergebnis führen, ist klar, dass hier sehr großes Potenzial verschenkt wird.
 
Wenn die Ausbildungsbetriebe trotzdem weiterhin die großen Talente auf dem Arbeitsmarkt rekrutieren wollen, müssen sie selbst ein Angebot mit guten Karriereaussichten bereitstellen. Das duale Studium ermöglicht jungen Schulabsolventen sowohl eine Ausbildung als auch ein Studium. Wenn diese High-Potentials also weiter im Fokus der Betriebe stehen, dann müssen sich die Unternehmen wohl oder übel an den Markt anpassen.
 


Tags: duales studium, Ausbildung, Bildungsbericht, 2014, Ausbildungsbetriebe, Bundesregierung, Haufe, Lehrstellen, Azubimangel, unbesetzt, Selektion
Quelle: http://www.haufe.de/; http://www.bundesregierung.de/; Foto: SPÖ Landtagsklub / pixelio.de
Autor: Dennis Prumbaum

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