"Flirtbörse" für Studenten und Unternehmen
Nils Frohloff gründet Start-Up "Duales-Studium GmbH" / Berufsorientierung soll nicht dem Zufall überlassen sein
Das duale Studium - angeboten von Hochschulen in Zusammenarbeit mit Unternehmen - ist längst kein Geheimtipp mehr. Auch Frohloff hat ein solches Studium absolviert: Wirtschaftsingenieurwesen an der Fachhochschule Südwestfalen, Abteilung Meschede. Und im Gespräch mit Kommilitonen erfuhr er damals, dass viele eher zufällig ins duale Studium hereingerutscht waren. Weil es Verwandte gab, die schon im Unternehmen arbeiten oder planlos und "auf den letzten Drücker." Für Nils Frohloff stand fest: Irgendetwas stimmt hier nicht.
" Mir gefiel es nicht, dass viele Leute ihre Berufsorientierung mehr oder weniger dem Zufall überließen." Schon damals entwickelte er gemeinsam mit Christian Buck die erste Version einer Internet-Suchmaschine, die andere Absolventen über duale Studienmöglichkeiten informieren sollte.
Die Studenten wussten: Jährlich schließen 1,3 Millionen junge Menschen in Deutschland ihre Schulausbildung ab und müssen sich für die passende Ausbildung oder das richtige Studim entscheiden. "Erstmal BWL" sei da nicht immer die beste Antwort, wusste Frohloff.
Schon damals bekamen die beiden eine gute Resonanz auf ihr Vorhaben, hatten aber noch nicht die Traute, sich sogleich nach dem eigenen Studium selbstständig zu machen.
Nils Frohloff hat erst einmal Erfahrungen gesammelt. Fünf Jahre bei MIT in Vlotho-Exter, dann die Erfüllung eines Traums: das MBA-Studium in Australien.
Die "alte Idee" aber ließ ihn nie los. In "Down Under" hat er einen Businessplan geschrieben, war und ist mehr denn je davon überzeugt, dass das Projekt als Start-Up funktionieren kann.
Buck arbeitet weiter bei MIT und unterstützt seinen Kumpel nach Kräften, denn Frohloff, der sein Brot als Unternehmensberater verdient, wagte den Schritt: Mitte 2010 gründeten beide die "Duales Studium GmbH", im Januar 2011 ging die interaktive Internetseite www.duales-studium.de online.
Nach sage und schreibe vier Wochen waren bereits 450 Schülerinnen und Schüler mit Profilen registriert, über 1300 Unternehmen sind erfasst, die Akquise beginnt in diesen Tagen. Auch die Firmen können und sollen ihre Profile einstellen, was zwar in diesem Fall Geld kostet, aber eben auf kurze und lange Sicht profitabel sein soll.
Das Prinzip vergleicht Frohloff mit einer Internet-Flirtbörse, auf der sich Absolventen, aber auch Unternehmen individuell darstellen können. Über die bestehenden Internet-Angebote gehe das Start-Up hinaus, ist Frohloff überzeugt. "Denn viele Schulabgänger wissen nicht, was es überhaupt für Studiengänge gibt oder welche Partnerunternehmen infrage kommen. Sie suchen dann im Internet nur nach Angeboten, die sie ohnehin schon kennen."
Die neue Seite hingegen soll die Trefferquote erhöhen, gerade auch, was die regionalen Plätze angeht. Angegeben werden kann im Profil nämlich die Entfernung des Unternehmens zum eigenen Wohnort. Die Frage "Passen wir zueinander?" wird ausführlich beantwortet - auf beiden Seiten. Der Absolvent kann darstellen, ob vom Typ her Einzelkämpfer oder Teamplayer, ob ein kleines oder ein großes Unternehmen bevorzugt wird. Das Unternehmen liefert eine ausführliche Selbstbeschreibung und kann- wenn gewünscht - mit Präsentationsfilmen punkten.
"Das Ziel unserer Internetseite ist es auch, die Zahl der Studienabbrecher zu senken", sagt Nils Frohloff. Schade sei es, wenn ein Studium nach zwei oder mehr Semestern beendet wird, die Zeit sei möglicherweise verpufft, der Wirtschaft entstehe Schaden.
Und Schaden will keiner. Frohloff hofft, dass das Start-Up zum durchschlagenden Erfolg wird. Denn es sieht schon jetzt ganz so aus, dass zum "Win-Win-Win" noch ein ganz persönliches "Win" dazukommt.
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Autor: Oliver Plöger
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